Der Aufenthalt der Schüler in der Berthold-Simonsohn-Schule/Lernwerkstatt dauert für die meisten Schüler zwei Jahre (8./9. Klasse). Innerhalb dieser zwei Jahre muss die gesamte Berufsorientierung durchgeführt werden.
Berufsfelderkundung
Im Rahmen des Unterrichts werden den Schülern verschiedene Berufsfelder, u.a. durch IHK-Filme vorgestellt und daraufhin bzgl. der Interessenlage und des Kenntnisstandes der Schüler vertieft. Dies ermöglicht den meisten Schülern einen ersten Einblick in unterschiedliche Berufe, die mit dem Haupt- oder Realschulabschluss möglich sind.
Betriebspraktikum
Betriebspraktika erfüllen eine wichtige Aufgabe im Rahmen der Vorbereitung auf die Arbeitswelt und sind Bestandteil fast aller Schulen in Hessen. Für die Schüler sind Praktika die „Ernstsituation“, die sie in aller Regel noch nicht kennen. Diese müssen sorgfältig vor- und nachbereitet und auch während der Praktika in besonderer Art und Weise begleitet werden.
Bewerbungstraining
Das Bewerbungstraining dient dazu, Verhalten und Fähigkeiten zu entwickeln und zu stärken, um die Chancen zum Erreichen eines Praktikums, Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes zu erhöhen. Ein gezieltes Bewerbungstraining ist Teil der schulischen Berufsvorbereitung.
Folgende Inhalte stehen im Fokus des Bewerbungstrainings:
- Bewerbungsmappe anlegen
- Form der Bewerbung erarbeiten (Anschreiben, Lebenslauf, Anlagen)
- Inhalte der Bewerbung (Analyse von Anzeigen, Internetrecherche, Infomaterial kennen)
- Erkennen von Kommunikationsstrukturen
- Mündliche Kommunikation mit dem Betrieb (Telefontraining)
- Erscheinungsbild und dessen Wirkung beachten (Kleidung, Körpersprache, Hygiene)
Folgende Arbeitsmethoden bieten sich für das Bewerbungstraining an:
- Rollenspiel
- Videoaufnahmen, Tonbandaufnahmen
- Plakate, Merkzettel
- Auswertung der Übungsphasen
- Erstellung eines Datenträgers mit den persönlichen Unterlagen
- Dokumentation und Präsentation
Projekt: Gestaltung der Lernwerkstatt
Dieses Projekt ist für die Schüler besonders wichtig und lebensnah, sie dürfen den Aufenthaltsraum und den Flur – weitgehend – nach eigenen Wünschen planen und gestalten. Die erfordert nicht nur eine hohe Vorstellungskraft und Planungsaktivitäten sondern auch handwerkliche Kenntnisse, die sie u.a. im durchgängig stattfindenden Werkunterricht erwerben.
Kontinuierlicher Praxistag
Die Betriebspraktika werden durch die kontinuierlichen Praxistage ergänzt und erweitert. Sie sind ein weiterer Baustein zur intensiven beruflichen Orientierung und Berufsfindung. Durch die Zusammenarbeit mit einem Betrieb über eine sehr lange Zeit, erhält der Schüler einen noch besseren Einblick in den jeweiligen Beruf. Der Betrieb wird ein Teil von Schule, ein Teil des Unterrichts. Dadurch wird die Motivation der Schüler gesteigert, arbeits- und berufsrelevante Themen zu bearbeiten.
Folgende Aspekte des Praxistages sind besonders hervorzuheben:
- Die Schüler arbeiten mehrere Monate hinweg an einem Tag in der Woche im Betrieb
- Ein ein- bis zweiwöchiges Betriebspraktikum ist meist der Einstieg zum vertieften Kennenlernen der Arbeitsabläufe
- Sie lernen einen Arbeitsbereich im Jahresverlauf mit seinen unterschiedlichen Anforderungen und Bedingungen kennen
- Die Schüler müssen sich den realen Bedingungen des Arbeitslebens stellen. Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Höflichkeit und im Krankheitsfall die rechtzeitige Krankmeldung sind hier besonders wichtig
- Schüler erfahren in den meisten Fällen, welche Anforderung ein sechs- bis achtstündiger Arbeitstag stellt
- Die selbstverständliche Einbindung in betriebliche Abläufe, die mögliche Teilhabe am Betriebsleben sowie die Wertschätzung der geleisteten Arbeit gibt den Schülern das Gefühl, gebraucht zu werden und wichtig zu sein
- Abfangen von Schulmüdigkeit
- Die Chance auf einen Ausbildungsplatz in dem Betrieb ist stark erhöht
Kompetenzfeststellung HAMET 3
Für jede Förder-, Haupt- und Realschule ist vorgesehen an einem Kompetenzfeststellungsverfahren teilzunehmen. Für die Berthold-Simonsohn-Schule/Lernwerkstatt bietet sich HAMET 3 an. HAMET 3 ist ein handlungsorientiertes Testverfahren zur Erfassung und Förderung beruflicher Kompetenzen junger Menschen mit erhöhtem Förderbedarf.
Die Kompetenzfeststellung ermöglicht den Schülern, vorhandene berufsfeldbezogene Interessen, Neigungen und Stärken zu erkennen und zu stärken. Daraus können individuelle Berufsperspektiven entwickelt werden.
Das Verfahren wurde überarbeitet und mit zusätzlichen Modulen angereichert, so dass mit dem Hamet 3 ein modernes, modular aufgebautes Diagnose- und Förderinstrument zur Verfügung steht:
Modul 1 Berufliche Basiskompetenzen
Modul 1 baut auf dem Ursprungstest auf und enthält Aufgabenstellungen zu den Basiskompetenzen Routine und Tempo, Werkzeugsteuerung und Werkzeugeinsatz (einfach), Wahrnehmung und Symmetrie, Instruktionsverständnis und Instruktionsumsetzung, Werkzeugsteuerung und Werkzeugeinsatz (komplex), Messgenauigkeit und Präzision.
Modul 2 Lernfähigkeit
Dieses Modul soll den förderdiagnostischen Ansatz des Moduls 1 unterstützen. Es beinhaltet die Untersuchung möglicher Ursachen ungünstiger Ergebnisse bei der Bearbeitung von Testaufgaben und gibt Anregungen zur Förderung dieser Schwächen.
Die Wiederholung der Testaufgaben nach dem Training erlaubt eine Feststellung des Lernzuwachses.
Im Anschluss an die Testung werden die Ergebnisse ausgewertet und dokumentiert. In einem individuellen Feedbackgespräch (möglichst unter Teilnahme der Eltern) werden die Resultate besprochen und Förderempfehlungen ausgesprochen. Die Ergebnisse der Kompetenzfeststellung dienen als Grundlage für die weitere Förderung auf dem Weg in den Beruf.
Beratung durch die Agentur für Arbeit
Die Schüler werden in der Gruppe und einzeln bzgl. ihrer Berufsperspektiven und –möglichkeiten beraten. Da diese Beratung von der Agentur für Arbeit ausgeht, können die Schüler zeitnah auch Ausbildungsangebote von dort erhalten. Der Schule ist eine ständige Berufsberaterin zugeteilt, die sich mit den Möglichkeiten der Schüler auskennt. Die Berufsberatung findet in der Schule statt, Teilnehmer sind die Schüler, die Berufsberaterin, Lehrer, Sozialarbeiter und soweit möglich die Eltern. Die Gespräche werden schriftlich festgehalten, es wird ein Gesprächsprotokoll angefertigt. Weiterhin haben die Schüler die Möglichkeit das BIZ zu besuchen.
Übergangsberatung
Kontakte zu Berufsschulen, außerbetrieblichen Einrichtungen, Kammern, der Agentur für Arbeit und Ausbildungsstätten werden aufgebaut. Förderpläne werden bei Schülern ohne Abschluss auf den Übergangskonferenzen in den Berufsschulen mit den Kollegen besprochen.
Hospitationen in Berufsschulen bzw. Arbeitserprobung bei freien Trägern dienen für die Schüler dazu, erste Kontakte zu knüpfen und Ängste abzubauen.
Praxisunterricht
In der Berthold-Simonsohn-Schule/Lernwerkstatt werden durchgängig die Fächer Kochen und Werken in Kleingruppen (bis zu vier Schüler pro Gruppe) unterrichtet.
Dies dient in besonderem Maße dazu den Schülern ein Arbeitsfeld zu eröffnen, das sich deutlich vom klassischen Schulunterricht abhebt und den Schülern weitere Kompetenzen aber auch Schwächen sichtbar macht.
Hier lernen die Schüler eigenständig Arbeiten zu gestalten und zu Ende zu bringen. In besonderem Maße ist hier die persönliche Verantwortung für sich, andere und die Arbeit in den Vordergrund gestellt.
Elternberatung
Eine kooperative Zusammenarbeit mit den Eltern ist bzgl. der Berufsorientierung – neben anderen Beratungsfeldern – besonders wichtig. Sie ermöglicht das Erkennen und Beschreiben zusätzlicher Kompetenzen der Schüler aus der Sicht der Eltern und dient zur gemeinsamen Entwicklung von Berufsperspektiven für die Schüler. Eine erfolgreiche Eingliederung in das Berufs- und Arbeitsleben kann nur durch die Mitarbeit der Eltern erfolgversprechend sein.
Training der Basisqualifikationen
Von den Ausbildungs- und Arbeitsstätten werden von den Schulabgängern fachliche, persönliche und soziale Kompetenzen vorausgesetzt, die z.B. von der Industrie- und Handelskammer wie folgt dargestellt werden:
Fachliche Kompetenz
Grundlegende Beherrschung der deutschen Sprache
Beherrschung mind. einfacher Rechentechniken
Grundlegende naturwissenschaftliche Kenntnisse
Grundkenntnisse wirtschaftlicher Zusammenhänge
Grundkenntnisse in Englisch
Grundkenntnisse im IT-Bereich
Grundkenntnisse unserer Kultur
Medienkompetenz
Persönliche Kompetenz
Zuverlässigkeit
Lern- und Leistungsbereitschaft
Ausdauer –Durchhaltevermögen -Belastbarkeit
Sorgfalt – Gewissenhaftigkeit
Konzentrations-fähigkeiten
Verantwortungsbereitschaft – Selbständigkeit
Fähigkeit zu Kritik und Selbstkritik
Kreativität und Flexibilität
Soziale Kompetenz
Kooperationsbereitschaft – Teamfähigkeit
Höflichkeit – Freundlichkeit
Konfliktfähigkeit
Toleranz
Kommunikatives Verhalten
Kritikfähigkeit
Diese Basisqualifikationen müssen frühzeitig angebahnt werden und sollten als durchgängiges Prinzip in jedem Unterricht bzw. Tagesgruppenalltag trainiert werden. Unterrichtsmethoden, die auf selbständiges Lernen ausgerichtet sind, sind für die Basisqualifikationen besonders wichtig.
Projektunterricht
Projektorientierter Unterricht umfasst Unterrichtskonzepte, die die Schüler motivieren, den Weg zum Lernziel handlungsbezogen mitzugestalten.
Er ist keine eigenständige Methode, sondern vielmehr ein Oberbegriff für eine Reihe von handlungs- und schülerorientierten Methoden. Er gliedert sich in die Phasen der Entscheidung, Planung, Durchführung und Kontrolle.
Auf die Arbeitspraxis ist der Fokus des Projektunterrichts gerichtet, wobei Arbeitspraxis nicht auf handwerkliche Fähigkeiten reduziert wird, sondern auch der Umgang mit Informationsmaterial und Präsentation hier besondere Wichtigkeit erfährt.